Psychoanalyse - Psychosomatik  -  Resignation
Erinnerungen an fünfzehn Jahre Therapie - Eine Art Fallbericht

Fazit

    Es war mein Projekt, das ich vor einigen Jahren im Alter von über siebzig Jahren begonnen hatte und mit dem ich mich seitdem mehrere Jahre beschäftigt habe: einen Bericht über zwei Psychoanalysen zu verfassen – das, was sich nach vierzig, teilweise fünfzig Jahren in meiner Erinnerung davon noch erhalten hat, aufzuschreiben –, den ich, zunächst als Experiment gedacht, auf einer Webseite mit "Reimgemachtem", Limerick-ähnlichen Fünfzeilern, als Anhang ins Netz gestellt habe.

    Ich hatte, immer wieder unterbrochen von wochen- oder gar monatelangen Pausen, und nachdem ich die Arbeit daran schon ganz eingestellt hatte, mein Vorhaben mit der Vervollständigung durch einige Träume doch noch zu einem einigermassen zufrieden- stellenden Abschluss gebracht und hatte daraufhin in einem Traum noch einmal eine Begegnung mit D.A., meinem letzten Analytiker: Wir trafen uns auf der Strasse, als ich anscheinend aus einem Gebäude trat, das ich mit seinem massiven dunklen Gemäuer, vielleicht ein Schul- oder Gerichtsgebäude, hinter mir spürte, anscheinend befanden wir uns in einer historischen Altstadt, vielleicht in Görlitz. Wir gingen ein Stück neben- einander in eine Strasse hinein, und ich sagte zu ihm etwa: Ich denke, ich bin da durch. Darauf er: Ja, Sie haben es durchgestanden.

    Ich hatte es hinter mich gebracht, so dass die mit dem Wieder-Hervorholen der Erinnerungen verbundene Anspannung, das Wechselbad der Gefühle beim Wieder- erleben dessen, was durch die seitdem vergangene Zeit in weite Ferne gerückt war, nachlassen und Erleichterung an die Stelle treten konnte. Aber auch ein Gefühl der Leere. Und nagende Zweifel an dem Sinn des Projekts stellten sich ein, ein Unbehagen, die Empfindung von etwas Falschem: Das, was ich unter dem Titel

          "Leben mit der Psychoanalyse – Versuch einer Fall-Selbstdarstellung"  

produziert und ins Netz gestellt habe, schien mir aus einem falschen Anspruch heraus entstanden zu sein. Was konnte dieser "Versuch" an Einsichten zur psychoanalytischen Praxis beitragen; in welche Reihe von Erfahrungsberichten wollte ich ihn stellen, oder in wessen Fussstapfen wollte ich treten? In erster Linie hatten natürlich Autoren früherer Analysenberichte, T.Mosers Lehrjahre auf der Couch und D.v.Drigalski's Blumen auf Granit aus den 70er Jahren (falls es danach noch weitere gegeben hat, so habe ich sie nicht mehr zur Kenntnis genommen) sowie die Erinnerungen des Wolfsmannes, Freuds "berühmtestem Patienten", den Anstoss dazu gegeben und als Vorbilder gedient.