Es war mein Projekt, das ich vor einigen Jahren im Alter von über siebzig Jahren begonnen hatte und mit dem
ich mich seitdem mehrere Jahre beschäftigt habe: einen Bericht über zwei Psychoanalysen zu verfassen
– das, was sich nach vierzig, teilweise fünfzig Jahren in meiner Erinnerung davon noch erhalten hat,
aufzuschreiben –, den ich, zunächst als Experiment gedacht, auf einer Webseite mit
"Reimgemachtem", Limerick-ähnlichen Fünfzeilern, als Anhang ins Netz gestellt habe.
Ich hatte, immer wieder unterbrochen von wochen- oder gar monatelangen Pausen, und nachdem ich die Arbeit daran
schon ganz eingestellt hatte, mein Vorhaben mit der Vervollständigung durch einige Träume doch noch
zu einem einigermassen zufrieden- stellenden Abschluss gebracht und hatte daraufhin in einem Traum noch einmal eine
Begegnung mit D.A., meinem letzten Analytiker: Wir trafen uns auf der Strasse, als ich anscheinend aus einem
Gebäude trat, das ich mit seinem massiven dunklen Gemäuer, vielleicht ein Schul- oder Gerichtsgebäude,
hinter mir spürte, anscheinend befanden wir uns in einer historischen Altstadt, vielleicht in Görlitz.
Wir gingen ein Stück neben- einander in eine Strasse hinein, und ich sagte zu ihm etwa: Ich denke, ich bin da
durch. Darauf er: Ja, Sie haben es durchgestanden.
Ich hatte es hinter mich gebracht, so dass die mit dem Wieder-Hervorholen der Erinnerungen verbundene Anspannung,
das Wechselbad der Gefühle beim Wieder- erleben dessen, was durch die seitdem vergangene Zeit in weite Ferne
gerückt war, nachlassen und Erleichterung an die Stelle treten konnte. Aber auch ein Gefühl der Leere.
Und nagende Zweifel an dem Sinn des Projekts stellten sich ein, ein Unbehagen, die Empfindung von etwas Falschem:
Das, was ich unter dem Titel
"Leben mit der Psychoanalyse – Versuch einer Fall-Selbstdarstellung"
produziert und ins Netz gestellt habe, schien mir aus einem falschen Anspruch heraus entstanden zu sein. Was konnte
dieser "Versuch" an Einsichten zur psychoanalytischen Praxis beitragen; in welche Reihe von Erfahrungsberichten
wollte ich ihn stellen, oder in wessen Fussstapfen wollte ich treten? In erster Linie hatten natürlich Autoren
früherer Analysenberichte, T.Mosers Lehrjahre auf der Couch und D.v.Drigalski's Blumen auf Granit aus den 70er Jahren (falls es danach noch weitere gegeben hat, so habe ich sie nicht
mehr zur Kenntnis genommen) sowie die Erinnerungen des Wolfsmannes, Freuds "berühmtestem
Patienten", den Anstoss dazu gegeben und als Vorbilder gedient.