Jetzt komme ich zu dem Schluss, dass es so nicht geht: die Darstellung mit der Zielsetzung, ein Beitrag zur Praxis der Psychoanalyse, ein Beispiel für ihre praktische Anwendung zu sein, erscheint mir nicht überzeugend: der Anspruch zu hoch gegriffen,
"mit dem ich, aus einer Selbst-Eingenommenheit, in meiner Erfahrung eine über das Besondere Individuelle
hinausgehende Bedeutung zu sehen, diesen Bericht erstelle"; und:
"mit dem intimen Einblick in eine durch
partielle Invalidität infolge einer chroni- fizierten Psychosomatik reduzierte Existenz suche ich zu vermitteln,
dass auch ein eingeschränktes Leben nicht im Verborgenen bleiben muss; vielmehr stelle ich mich, indem ich
daraus hervortrete, mit meiner Analyse-Erfahrung in einen übergreifenden Zusammenhang, indem ich sie –
ebenso wie beispielsweise die des Wolfsmannes oder jene Tilmann Mosers – als Teil der
durch Freud begründeten Psychoanalytischen Tradition begreife."
Wenn ich den folgenden Traum ebenfalls als eine Reaktion auf den abgeschlosse- nen Analysenbericht interpretiere, dann liesse er sich als Kommentar zu den auf ihn bezogenen Phantasien sowie der Bedeutung lesen, die ich mit ihm verbinde:
Ich bin mit einer Gruppe von Bekannten unterwegs und bleibe zurück, als ich am Strassenrand auf einen Haufen von Geldmünzen stosse. Ich bücke oder hocke mich hin, greife hinein, es sind kleine Kupfermünzen, Cent- oder Pfennigstücke, versuche eine oder mehrere Händevoll in meine Geldbörse zu füllen, die aber zu klein ist und nur wenige aufnehmen kann.
Geld, das buchstäblich auf der Strasse liegt, die Gier, es sich anzueignen aus dem Gefühl heraus, zu
kurz gekommen zu sein, seine leeren Taschen zu füllen als Kompen- sation für unerfüllte Bedürfnisse.
Möglicherweise war ein Auslöser für den Traum auch ein gemeinsam mit einer Gruppe unternommener
Wochenendausflug, was dem nicht zu widersprechen scheint; tatsächlich hat meine schreibende Tätigkeit,
die Erstellung des Textes, Internet-gerecht im HTML-Code, die mich augenblicklich ausfüllt, eben eine solche
kompensatorische Funktion.
Am bedeutsamsten scheint mir das symbolisch ausgedrückte Missverhältnis zu sein zwischen dem
Überfluss an Münzen und dem zu kleinen Geldbeutel, der sie nicht aufnehmen kann: ein nicht ausreichender
Behälter [Container], gemessen an einem grossen Anspruch, der sich jedoch in den kleinstmöglichen
Münzen (die für mein Selbstwertgefühl stehen?) ausdrückt und einen relativ kleinen Wert als
viel grösser erscheinen lässt. Ein Paradox, da passt offensichtlich etwas nicht
zusammen. Damit komme ich auf das Gefühl des Falschen zurück, das ich verspürte, wohl aus der
Selbst- einschätzung meines Ungenügens, den Erwartungen bzw. den Anforderungen gerecht zu werden, die
an einen Psychoanalytischen Beitrag gestellt werden.