Im Verlauf einer ersten Analyse, die ich bei einer Psychoanalytikerin, F.R., begann, hatte ich neuen Auftrieb
erhalten und den nötigen Mut zu dem Schritt aufgebracht, von der Physik zur Psychologie zu wechseln. Doch
es stellte sich bald heraus, dass ich auch hier scheitern musste, da eine Voraussetzung, nämlich meine
Leistungsfähigkeit herzustellen, in der Analyse nicht erreicht war, was sich nach kurzer Zeit in einem
erneuten Motivations- und Antriebsverlust sowie in Desillusionierung niederschlug.
Heute, über vierzig Jahre später, habe ich zwar noch eine Erinnerung an jene Gedankenwelt, doch kann
ich die Unbedingtheit, mit der ich von ihr damals beherrscht wurde, die Intensität, mit der ich in dieser
Wunschwelt aufgegangen war und mit der ich mich durch Lektüre psychoanalytischer Literatur zu einem Experten
– einem Experten für mich selbst – machen wollte, nicht mehr nachvollziehen, sondern nur noch
erahnen.
Inwiefern profitiere ich auch in dieser Lebensphase des Alterns noch von meiner Psychoanalyse-Erfahrung?
Zunächst muss ich realistischerweise feststellen, dass die beiden Psychoanalysen, die sich über einen
Zeitraum von mehr als 16 Jahren erstreckten, nicht den von mir – und von den beiden Analytikern –
erhofften Erfolg gebracht haben. Weder konnten sie mir wirklich Heilung bringen, noch konnte ich mit ihrer Hilfe
ein auf den beiden nach Freud zentralen Gebieten, dem der Arbeit und dem der
Liebe, zufriedenstellendes Leben verwirklichen, das im Einklang mit meinen inneren Ansprüchen bzw.
Wünschen gestanden hätte. So blieb mir als halber Erfolg die Genugtuung, nach einem abgebrochenen
Studium doch noch einen Universitäts- abschluss erlangt zu haben, was für mich, und zwar nicht nur
für mein Selbstwert- gefühl, sondern auch hinsichtlich meines Rentenanspruchs von einiger Bedeutung war
(und ist).
Meine psychosomatischen Krankheitssymptome, die meine Leistungsfähigkeit und meine Motivation so stark
beeinträchtigten, dass sie mich in die Lebenskrise gleiten liessen, in der ich mir nur durch eine
Psychoanalyse Hilfe versprach, erwiesen sich jedoch im Verlauf der psychoanalytischen Behandlung als wenig
beeinflussbar – D.A., mein zweiter Analytiker, sprach einmal davon, dass bei mir "Psyche
und Soma zusammengewachsen" seien – und wurden chronisch, woraufhin ich viele Jahre,
bis zum Erreichen des Rentenalters, berufs- und erwerbsunfähig war. So wird auch heute der Fortgang dieses
Projekts, der Abfassung des Erfahrungsberichts, die sich jetzt infolge von krankheitsbedingten Pausen schon
über mehrere Jahre hinzieht, immer wieder durch Einschränkungen wie Tonusverlust und den dadurch
bedingten Antriebs- und Motivationsverlust, unterbrochen.