Die erste Analyse 1968-1972


    Im Laufe des Jahres 1967 – vor den beginnenden Studenten-Protesten hatte ich noch an der TU Berlin die Vordiplom-Prüfung in Physik abgelegt – war mir das Studium mehr und mehr aus dem Blickfeld geraten, stattdessen besuchte ich Veranstaltungen wie die Podiums-Diskussionen an der TU als auch an der FU. Bei einer Demo – es war die Demonstration gegen den Schah-Besuch vor der Deutschen Oper am 2.Juni 1967 – erlitt ich durch einen Schlag mit einem Polizeiknüppel eine leichte Gehirnerschütterung und verbrachte als Folge wegen Durchblutungsstörungen und niedrigem Blutdruck ein paar Wochen im Krankenhaus. Hier kam ich, nachdem ich mich schon seit längerem abstrakt theoretisch, mittels Lektüre entsprechender Literatur, ausgiebig mit ihr beschäf- tigt hatte, zum erstenmal mit der Psychoanalyse in konkreten Kontakt, nämlich durch die Begegnung mit D.A., einem die Psychoanalyse praktizierenden Klinik-Arzt.

    Während dieses Klinikaufenthalts erhielt ich Abspritzungen mit dem kalten Wasser- strahl zur Anregung der Durchblutung und zudem eine Unterweisung im Autogenen Training, das ich später, nach meiner Entlassung, zu Hause fortsetzte. Allerdings erreichte ich damit nicht die erhofften Verbesserung der Durchblutung; die Übung "Hände und Füsse werden ganz warm" funktionierte bei mir nicht. Das Behandeln mit kalten Wasser bewirkte eine Unterkühlung und das Absacken des Tonus, wie es mir seit meiner Jugend vom Baden vertraut war, eine Einschränkung, gegen die auch meine Abhärtungsbemühungen nichts hatten ausrichten können. Die Auskühlung schon nach kurzer Zeit im Wasser, das Frösteln und ein Zustand allgemeiner körper- licher Unbehaglichkeit, von dem ich mich nur langsam erholte, hatten zur Folge, dass ich das Baden im Freibad oder im Meer ebenso wie später, als ich es mit Sauna ver- suchte, nie wie "Die Anderen" mit dem gleichen Wohlgefühl, als ein reines Vergnügen erleben konnte. Die vegetativen Funktionsstörungen: Kälteempfindlichkeit, häufige Erkältungen, gefolgt von einer Bronchitis, von Kurzatmigkeit und Tonusverlust, begleiten mich mein ganzes Leben lang.

    In der Klinik hatte ich dann die schon erwähnte Begegnung mit D.A., der mir in Gesprächen (ich erinnere mich, dass ich mich auf seine Frage nach meinem Sexual- leben weigerte, darüber zu sprechen) angesichts der desolaten Lage, in der ich mich befand, nahelegte, mich in psychoanalytische Behandlung zu begeben. Er vermittelte mich zunächst an eine Kollegin, F.R., beide waren etwa gleichaltrig, ich schätzte sie auf um die Mitte vierzig. Sie war dann die folgenden viereinhalb Jahre, von meinem sechsundzwanzigsten bis zum dreissigsten Lebensjahr, meine erste Psychoanalytikerin.