Nach einigen Monaten – ich war in der Zwischenzeit in die Analyse zurückgekehrt – wurde ich tatsächlich als ABM-Kraft auf eine Stelle in dem schon genannten K.-Institut vermittelt, was sich als ein Glücksfall für mein späteres Leben herausstellte, denn wie erwähnt erhielt ich dort die Möglichkeit, eine Diplomarbeit anzufertigen und das Diplom abzulegen. Meine Tätigkeit an diesem Institut bestimmte in den nächsten acht Jahren mein Leben, und für mich steht fest, dass nur die Analyse mich dazu befähigte, die Chance, die sich mir bot, zu nutzen, das angestrebte Ziel, das Diplom, zu erreichen und überhaupt so lange in diesem "Haifischbecken" durchzuhalten.
Ein Traum: Auf einer Eisfläche. Ich (oder wir – ich weiss nicht mehr, ob ich allein war) spiele ein Spiel, das wir auf eine ähnliche Weise als Kinder gespielt haben, nicht auf dem Eis, sondern auf dem Weg am Stadtrand, wo wir damals wohnten: drei Steine wurden abwechselnd mit dem Fuss gekickt, wobei immer einer durch die beiden anderen hindurch geschossen werden musste, so lange, bis ihre Position so ungünstig war, dass es nicht mehr ging.
Abgesehen von der ödipalen Deutung (das ödipale Dreieck!) – als dem
Bemühen, zwischen Vater und Mutter ohne anzustossen durchzukommen – stellte D.A. eine Frage nach dem
Eis, das seine besondere Beachtung fand. Es trug mich augenscheinlich auf der Oberfläche eines Gewässers
von unbekannter Tiefe und stellte somit einen Schutz zwischen mir und der Tiefe dar.
In eben dem Augenblick, als ich versuchte, mir eine Vorstellung von dem Wasser unter dem Eis zu machen,
fiel mir ein anderer Traum wieder ein, in dem ich mich auf einer hohen, sehr schmalen, auf dünnen Pfeilern
ruhenden Brücke befinde: unter mir gähnt die Tiefe, in der ich das Wasser nur ahne; ich schätze,
es sind fünf bis zehn Meter. Es ist dunkel, irgend ein Gegenstand, eine Tasche vielleicht, entgleitet mir
und fällt hinunter – oder ich befürchte nur, dass er hinunterfällt. Fast gleichzeitig
fällt mir ein weiterer Traum mit ähnlicher Thematik ein: ich befinde mich in den Bergen hoch oben
auf einem Felsvorsprung, auf einer wackeligen Holz-Plattform, vielleicht befindet sich daneben auch eine
Hütte oder ein Bretterverschlag, das Ganze macht einen sehr unsicheren, unsoliden und gleichzeitig
armseligen Eindruck, könnte jederzeit abstürzen.
Es war kurz nachdem ich die Stelle im K.-Institut angetreten hatte, dass mein Vater starb und ich zur
Beerdigung nach Westdeutschland fuhr. Bei dieser Gelegenheit sah ich meine Mutter zum letztenmal. Wir haben
kurz darauf noch ein- vielleich auch zwei- oder dreimal telefoniert; jedenfalls habe ich von da an bis zu ihrem
Tod keinerlei Kontakt mehr zu ihr gehabt. Ich habe sie die folgenden 28 Jahre, die sie noch lebte, konsequent
aus meinem Leben ferngehalten.