D.A. formulierte das Problem des mangelnden Ansehens so: "Sie müssen Ansehen gewinnen!" Bei Sartre habe ich irgendwo gelesen, mit vierzig sei man für sein Gesicht selbst verantwortlich. Was mein Problem mit meinem Gesicht betrifft, so konnte die Analyse es nicht wirklich beseitigen: Aus Unsicherheit wegen meines Ansehens scheue ich das Angesehen- und Fotografiert-werden, ebenso wie ich es gewöhnlich vermeide, einen Gegenüber im Gespräch anzusehen.

    Was meine Tätigkeit am K.-Institut betraf, so hielt man mich, nachdem ich ein Jahr lang eine wenig anspruchsvolle Tätigkeit an Messgeräten offensichtlich zur Zufrieden- heit meiner Vorgesetzten ausgeübt hatte, auch für befähigt, eine Diplomarbeit an einem vorhandenen physikalischen Versuchsaufbau durchzuführen. Daneben musste ich an der Uni die Seminarscheine nachmachen, die mir zur Ablegung der Diplom-Prüfung noch fehlten. Hier war ich von neuem mit dem altbekannten Problem konfrontiert, an dem ich zehn Jahre zuvor unter anderem gescheitert war, nämlich dem Reden vor Zuhörern: ich musste insgesamt drei Seminarvorträge halten, von denen mir vor allem einer in Erinnerung geblieben ist, weil der Professor so unzufrieden war, dass er mir nachher draussen auf dem Gang hinterher kam, um mir zu sagen, dass er "gar nicht gut" gewesen sei.

    Ein wesentlicher Teil der Analyse bestand in dieser Zeit darin, dass ich in den Stunden das ausbreitete, was sich in der Beziehung mit S. tat, und D.A. gegebenenfalls eingriff, wenn er der Meinung war, dass ich im Begriff war, einen Fehler zu begehen. Bei einer Gelegenheit war die Situation zwischen mir und S. alles andere als bereinigt, sie hatte sich launenhaft bis unverschämt verhalten, hatte mich verblümt mit der Forderung konfrontiert, dass es an der Zeit sei, zusammenzuziehen, was natürlich angesichts der Unklarheiten und Schwankungen in unserer Beziehung völlig illusorisch war. Als ich ihr zu verstehen gab, dass es dazu wohl noch verfrüht wäre, reagierte sie ungnädig und gekränkt. Eine Belastungsprobe war auch, als ich ihr, nachdem wir bereits ein Jahr zusammen waren, eröffnete, dass ich eine Analyse machte; sie nahm es mit Neid auf und bemerkte dazu, dass ich mich dort wohl "satt essen" würde.

    In einer Analysestunde berichtete ich über eine Meinungsverschiedenheit, die zu Spannungen in unserer Beziehung geführt hatte, und dass ich im Anschluss zu ihr fahren wollte, um einen netten Abend mit Kaffee und Kuchen, den ich schon besorgt hatte, mit ihr zu verbringen. Seine, D.A.s Reaktion war etwa die: "Was haben Sie vor? (Betonung auf dem Was) Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst!" Natürlich verhielt ich mich danach und liess den Kuchen im Wagen, als ich zu einem kurzen, kühl und distanziert verlaufendem Besuch bei ihr vorbeischaute.