D.A. billigte meine radikale Abwendung von ihr; mein für mein gesamtes Leben problematische Mutterbeziehung war ja – sei es ausgesprochen oder versteckt – Gegenstand der Analyse. Zwar war der Schaden, den die Erziehungsmethoden meines Vaters verursacht haben, ebenfalls gravierend, aber in meinem von einem Ressen- timent geprägten Verhältnis zu den Frauen spielte doch meine Prägung durch sie die zentrale Rolle. Natürlich habe ich mich, indem ich sie aus meinem äusseren Leben entfernt und dadurch jegliche Einflussnahme darauf unterbunden habe, nicht auch innerlich von ihr befreit.

    Ich weiss nicht mehr, ob wir, als in der Analyse die problematische Beziehung zur Mutter zur Sprache kam, den Zusammenhang zu dem von Ferenczi eingeführten Begriff "Identifizierung mit dem Agressor" hergestellt haben; wir haben jedenfalls bei dieser oder einer anderen Gelegenheit die etwas abgewandelte Formel Verinnerlichung des Zurückweisers gefunden, die hier zum Verständnis der Psychodynamik meiner Reaktion auf die Mutter dienen könnte: Ihre von mir als Zurückweisung erlebte Unnah- barkeit, ihr "Bleib' mir vom Leibe" beantworte ich reflexiv mit Zurückweisung, indem ich sie mir meinerseits "vom Leibe halte". Oder, noch fundamentaler: ihrem Wechselbad von Abweisung auf der einen, besitzergreifender Kontrolle auf der anderen Seite, dem ich seit der Kindheit ausgesetzt bin, begegne ich dadurch, dass ich in Gleichgültigkeit erstarre bzw. zu Stein oder zu Eis werde.

  Ein Traum, der meine Erwartung an die Analyse beschrieb: Eine Anlegestelle an einem Gewässer, es könnte das Meer sein. Draussen liegt am Anlegesteg ein Schiff, das über eine Rohrleitung mit dem Ufer verbunden ist. Die Rohre, anscheinend aus Edelstahl, sind etwa armdick; unklar ist, was da hindurch- fliesst, es könnte Treibstoff sein, aber auch Wasser oder Milch. Auch ist unklar, ob das Schiff etwas aufnimmt, oder ob es sich um ein Tankschiff handelt, das die Einrichtungen an Land versorgt. Ich lasse meinen Blick über die Rohre gleiten, die sich auch am Ufer fortsetzen, es ist aber nicht zu erkennen, wohin sie führen. Die Aussage des Traums erscheint naheliegend: ich bin an die Energieversorgung des Analytikers angeschlossen, beziehe von ihm neue Kraft in Form von narzisstischer Zufuhr.

    Ein weiterer Traum aus der Anfangszeit der Analyse: Ich befinde mich an einem breiten Fluss, anscheinend dem St.-Lorenz-Strom. Von oben hängt ein Seil herab, an dem ich mich zum anderen Ufer hinüberschwingen will, aber der Traum bricht ab, als ich mit dem Pendel mitten über dem Strom hänge. Beiden Träumen ist die Drei-Pol-Konstellation gemeinsam. Sofern das Andere Ufer, so wie es heute verstanden wird, eine homosexuelle Anspielung war: der Begriff hatte für mich, meine ich, damals nicht die Bedeutung. Bei dem Drei-Steine-Spiel ging es darum, zwischen den beiden Polen – Vater und Mutter – gleichen Abstand zu halten; in ersterem versuche ich eine Verbindung zwischen den beiden Polen herzustellen, vielleicht eine Trennung, etwa die weite und tiefe Kluft zwischen mir und dem Analytiker, zu überwinden.