Ein Traum fällt vermutlich in die mittlere Phase, in der die Analyse noch nicht vollständig zum Stillstand gekommen ist. Ich hatte angefangen zu zeichnen und zu malen. An den folgenden Traum erinnere ich mich, weil ich ihn gemalt habe:
Ich befinde mich auf einem Segelboot, eher ein Kajütenboot, eine Yacht, stehe, den Blick nach vorn in Fahrtrichtung gerichtet, weit vorn am Bug, deut- lich ist noch der Bugspriet bzw. Klüverbaum, mehr ist mir nicht in Erinnerung geblieben, nur ein undeutliches Gefühl, dass ich nicht allein auf dem Boot bin.
Abgesehen von einer phallischen Deutung des Klüverbaums, der – im wahrsten Sinn des Wortes hervor ragend – exhibitionistischen, phallischen Stolz ausdrückt, lässt sich
die gemeinsame Bootsfahrt bzw. das Boot selbst als symbolische Darstellung der Analyse bzw. der Analytikerin
deuten: das Boot/die Analyse hat noch Fahrt, ich "schaue nach vorn" – ich zitiere wieder Freuds
Formulierung vom Vor-sich-hin-projizie- ren des Narzissmus –, blicke hoffnungsvoll
in die Zukunft. Betrachte ich diesen Traum in Verbindung mit dem früheren aus der Anfangszeit der Analyse,
so ist das "Luftschiff" mit den weissen Segeln nun zu Wasser gelassen worden, doch fahre ich nur passiv mit, am
Steuer ist jemand anders (die Analytikerin); also lasse ich mich von ihr tragen?
Der folgende Traum erinnert an die Ödipus-Sage, denn das ödipale Dreieck ist in ihm zu
erkennen, was seine Aussage betrifft, so entspricht er ihr jedoch nicht:
Ich komme in das elterliche Schlafzimmer, das im Halbdunkel liegt; es herrscht eine etwas unheimliche Stille, ich habe eine Vorahnung von unheil- vollen Vorgängen und von einer schrecklichen Entdeckung, die ich machen werde: im breiten Doppelbett erkenne ich meine Mutter, sie scheint leblos da zu liegen, von der Bettdecke zugedeckt, wie schlafend, vielleicht tot. Die andere Seite, der Platz meines Vaters, ist leer. Bei meiner Mutter erkenne ich, dass ewas mit ihren Augen passiert ist, als ob sie erblindet ist oder ihre Augenhöhlen leer sind. Ich drehe den Kopf nach der Seite, weil ich hinter einem grossen Fenster oder einem Vorhang eine Bewegung wahrnehme. Ich glaube meinen Vater zu erkennen, er ist im Unterhemd oder im Schlafanzug, wie morgens nach dem Aufstehen.
Wenn ich den Traum so deute, dass hier die Mutter (Vergangenheit) eine Person der Analyse-Gegenwart, nämlich die Analytikerin, verdeckt, dann muss ich zur Kenntnis nehmen, dass ich gewalttätige Impulse, wenn nicht Todeswünsche gegen letztere hegte; aber andererseits doch "nur" in der Übertragung. Besonders bedeutsam scheint mir, im Hinblick auf mein Problem mit dem Beobachtet- und Kontrolliertwerden, das Fehlen der Augen zu sein, auf die offenbar die besondere Agression gerichtet ist (ich will sie "weg haben"). All das scheint die Deutung nahezulegen, dass ich den spiegelnden mütterlichen Blick in sein Gegenteil verkehre, ihn dämonisiere und als Bedrohung erlebe.