Die folgenden Bilder waren mit Bleistift gezeichnet: eines zeigte ein nackt nebeneinander auf einem breiten Bett
liegendes Paar. Wie die männliche Gestalt, mit der ich wohl mich selbst meinte, dargestellt war, ob in der
Rücken- oder in der Bauch- lage, weiss ich nicht mehr. In seinem Gesicht war ein Ausdruck von Unzufriedenheit
und Missmut, und die Haltung ein enttäuschtes Sich-Abwenden. Ein weiteres zeigte eine Frau, liegend mit
geöffneten Schenkeln, aus einer extremen Perspektive dargestellt, der Blick des Betrachters war in einem
sehr flachen Winkel auf ihren Unterleib, auf ihre Vulva, die Schamlippen, der Eingang zur Vagina, (die Klitoris!?)
gerichtet.
Ich habe sie – unter anderen – in die Analysestunde mitgenommen, um sie der Analytikerin zu zeigen;
ich erinnere mich an ihren Kommentar dazu: sie bemerkte, dass bei der Frau die Anatomie nicht ganz stimmte,
ihre Vulva sei zu weit oben. Falls sie in der Darstellung des Paares das gesehen hat, was ich heute darin
sehe: nämlich die bildhafte Konkretisierung der Analyse als Beischlaf bzw. genaugenommen: als ein
Beieinanderliegen, wobei in meiner Haltung sowie in meinem Gesichtsausdruck sich die auf Verweigerung,
Abwendung und letztlich auf Abbruch gerichteten Gedanken widerspiegeln – so hat sie es mir, soweit
ich mich erinnern kann, nicht in Form einer Deutung mitgeteilt. Für mich bedeutete der Vorgang, ihr
vor allem dieses Bild mit einer so unverhüllten sexuellen Thematik zu zeigen, dass ich meine
übergrosse, von meiner alles Sexuelle unterdrückenden Mutter anerzogene Scham ein Stück
überwunden und, in der Übertragung, in ihr eine Andere gefunden hatte, die
diese Seite von mir nicht zurückwies. Darüber hinaus – so muss ich es heute wohl sehen
– war es sicherlich auch ihr als Frau gegenüber ein Ausagieren von sexuellem Imponiergehabe.
Nur einige wenige Träume sind mir noch in Erinnerung, von denen ich mit Ausnahme von zwei oder dreien
nicht mehr mit Sicherheit sagen kann, ob sie noch in die Endphase dieser Analyse oder in die Zeit danach
fallen. In einer Reihe von Träumen – auch späterer – spielt ein Fluss eine Rolle. In
einem, der zu der Situation vor der Beendigung der Analyse passen könnte, befinde ich mich auf einem
Fluss, eher einem recht breiten Gebirgsbach mit einem ziemlich starken Gefälle. Unklar ist, ob ich
mich in einem Boot befinde, jedenfalls werde ich vom Wasser abwärts getragen, auf die Mündung oder
das offene Meer zu. In einem anderen Traum befasse ich mich ebenfalls bildhaft mit dem Stand der Analyse:
Ich befinde mich in einem unterirdischen Gang oder Stollen und gelange an eine Verzweigung. Ein Gang führt an die Oberfläche ins Freie, ich sehe in der Ferne das Tageslicht – "Licht am Ende des Tunnels" –. Ein anderer Stollen führte mit einem leichten Gefälle weiter ins Innere.
Ich habe diesen Traum später – ob und wie er in der Analyse zur Sprache kam, weiss ich nicht mehr – als Scheideweg interpretiert, an dem die Analyse sich befand, dass sie mich vorzeitig wieder an die Oberfläche brachte – bzw. ich in diese Richtung, "nach oben", d.h. in Richtung einer Beendigung drängte, weg von den tieferen, dunkleren Regionen des Unbewussten –, während die eigentlichen psychischen Störungen eher dort lagen, in einem Bereich, den wir in dem analystischen Prozess bis dahin nicht erreichten bzw. der in dieser Analyse unerreichbar war.