Das Ende fiel zeitlich in etwa mit einem anderen Umstand zusammen, durch den eine Fortführung der Analyse
in jedem Fall unmöglich gewesen wäre: F.R. zog von B. weg nach Westdeutschland. Sie bot mir aber an,
weiter mit ihr in Kontakt zu bleiben, und gab mir ihre zukünftige Adresse, die ich übrigens bis heute
im Gedächtnis behalten habe. Von einer Reise, die ich anschliessend unternahm, habe ich ihr dann auch noch
geschrieben – da war sie, wenn ich mich richtig erinnere, aber noch in B.; aus Marokko hatte ich ihr einen
Brief mit einer kleinen gezeichneten Stadtansicht geschickt
und, so meine ich mich zu erinnern, von ihr auch eine Antwort bekommen.
Einen Abschieds-Traum – den Abschieds-Traum muss ich wohl sagen –, von dem ich mir
nicht sicher bin, ob ich ihn noch während oder erst nach Beendigung der Analyse geträumt habe, muss ich
noch berichten; sehr sicher bin ich mir, dass er in der Analyse nicht mehr besprochen wurde. Er überdeckt
vollständig den wirklichen Abschied, an den ich keinerlei Erinnerung mehr habe:
Ich bin – wieder – in unserem Haus in der westdeutschen Kleinstadt, wo ich die letzten Schuljahre verbracht habe. Ich stehe vor der Haustür; in einer kurzen Entfernung auf dem Weg, der, durch einen kleinen Vorgarten getrennt, an dem Haus vorbeiführt, ist die Analytikerin hoch zu Ross, einem Schimmel, um sich zu verabschieden. Ich muss zu ihr aufblicken, das Ganze spielt sich, soweit ich mich erinnere, schweigend ab. Vor allem meine Reaktion ist bezeichnend: traurig, wie erstarrt, bleibe ich zurück.
Wie leblos und stumm: das Verstummen, begleitet von Trotz, war schon seit meiner Kindheit eine vertraute
Reaktion; so bekam ich häufig genug zu hören, dass ich "den Mund nicht aufbekam". An dem Traum fällt
mir auf, dass wiederum die Farbe Weiss (der Schimmel) als Ausdruck der Idealisierung oder zumindest eines Versuchs,
ein Idealbild von der Analytikerin zu bewahren, steht; doch überwiegt das Ressentiment des Verlassenen,
natürlich in der (nicht aufgelösten) Übertragung: die Analytikerin steht für die Mutter,
von der ich mich einmal verlassen gefühlt habe. Die Szenerie: die Hohe Frau zu Pferde ist
ein wenig wie einem Märchen entnommen, die Analyse wie ein Märchen, das nun zu Ende ging?
Bei einer gelungenen Analyse sollte ich derjenige sein, der von der Analytikerin Abschied nimmt und "in
die Welt hinausreitet". Ein solches Szenario ergibt sich, wenn man eine etwas komplexere Psycho-Logik, eine
Dynamik der Vertauschung annimmt: Danach bin ich es in der Gestalt der Analytikerin, die einen (verinnerlichten)
Teil von mir verkörpert; logischerweise fällt die Rolle, beim Abschied "auf hohem
Ross" zu sitzen, auch mir zu: mich trotzig, hoch aufgerichtet von ihr zu entfernen.