Nach und nach tauchten in meiner Erinnerung weitere Träume auf, die möglicherweise in die Zeit der Analyse fielen, wie ein Paris-Traum; ich hatte im vierten Jahr ein paar Tage mit einer Frau, wiederum eine Urlaubsbekanntschaft, bei ihr in P. verbracht. Von dem Traum sind nur noch vage Eindrücke vorhanden, mal befand ich mich schon mitten in der Stadt, dann wieder ausserhalb, näherte mich ihr vom Rand aus, es schien leicht abfallend zum Stadtzentrum hin zu sein. Das vorherrschende Gefühl war wohl, dass ich in dem Strassen-Labyrinth die Orientierung verloren hatte, bzw. dass ich die Gegend nicht wiedererkannte, weil sich alles verändert hatte, und ich den Weg zurück nicht fand.

    Dieses Grundmuster schien sich in einem anderen Traum, nun draussen in der Natur, zu wiederholen: Ich laufe auf einem schmalen Pfad durch ein Waldstück, komme dann auf eine Wiese bzw. eine Lichtung; dann ein Einschnitt, ich weiss nicht mehr, ob ich auf dem richtigen Weg bin, kehre um, finde aber auch nicht wieder zurück, der Ort, von dem ich herkomme, scheint nicht mehr zu existieren. In einem weiteren ähnlichen Traum bin ich durch eine kleine Ortschaft mit Häusern und Gärten gelaufen, bin dann wieder auf der Landstrasse und kehre um, kann aber den Weg zurück nicht mehr finden. Bilder von Träumen dieser Art, die ich noch bruchstückhaft vor meinem inneren Auge abrufen kann, zeigen mich auf Wanderschaft in welligen, weitläufigen Land- schaften, meistens allein, häufig verloren, ohne auf Menschen zu treffen; ich kann mich übrigens nicht erinnern, jemals von einer Frau geträumt zu haben, mit der ich zusammen gewesen war.

    Es war ein häufig wiederkehrendes Merkmal: ich bewegte mich in einer Stadt oder im Gelände auf ansteigenden oder abschüssigen Strassen oder Wegen, lief in einer hügeligen Landschaft von einem Berg kommend abwärts, wohl etwas hinter mir lassend – die dünne Luft der Selbst-Isolation in einem vegetativ-somatischen Vitalitäts- Verlust –, aus der ich in das Leben in der Ebene zurückkehrte. Ganz allgemein scheinen die Träume von weiten, menschenleeren, überwiegend von Vegetation be- stimmten, manchmal auch mit einer dünnen Schneedecke überzogenen Landschaften Ausdruck des vegetativen Zustandes zu sein, in dem ich mich gerade befinde – ich habe sie daher als Selbstzustands-Träume bezeichnet –, mit den gewohnten im Schlepptau der chronischen Bronchitis auftretenden Einschränkungen, dem Tonus- verlust, der Kurzatmigkeit, dem später von D.A. als Somatisieren bezeichneten Zustand.

    Die Rückkehr-Thematik war ein wiederkehrendes Motiv, so wie in dem folgenden, den ich allerdings nicht zeitlich einorden kann:

  Ich nähere mich einer grossen Stadt, diesmal ist es anscheinend Berlin, vor mir liegt eine breit und grosszügig angelegte Allee, die der Heerstrasse ähnelt, dem westlichen Ende der "Ost-West-Achse", die über mehrere Plätze, den Grossen Stern mit der Siegessäule bis zum Brandenburger Tor und weiter zum Lustgarten führt. Sie weitet sich noch zu einem Platz, oder einem Boulevard, erinnert also auch an Paris, das Ganze soetwas wie ein Einfallstor für eine triumphale Rückkehr, also Andeutung einer grandiosen Vorstellung.