Nach zehn oder vierzehn Tagen, als wir an der italienische Riviera an der Strasse Autos anhielten, sah ich in diesem Herumreisen immer weniger Sinn; eine innere Unruhe steigerte sich von Tag zu Tag, deren tiefere Ursache aber zweifellos war, dass ich die Zeit, die ich ohne die Analyse auskam, "überzogen" hatte. Die fortschreitende innere Entleerung äusserte sich in einem verstärkten Auftreten einer Zwangshandlung bzw. Tics: einem Zupfen an den Barthaaren unter dem Kinn – gewöhnlich liess ich mir bei meinen Urlaubsreisen den Bart wachsen, so vermutlich auch diesmal –, ein Zwang, einzelne Härchen auszureissen, den ich bis heute beibehalten habe.

    Ohne das schützende Dach der Analyse bzw. das Eingebettetsein in sie entglitt mir mein ohnehin schwacher Halt, ich konnte ohne die Analyse nicht über einen längeren Zeitraum durchhalten. So wuchs in mir das dringende Bedürfnis, die Reise abzubrechen und nach B. zurückzukehren. In Norditalien, ich glaube, es war in Bologna, bestiegen wir dann den Zug nach München, wo sich unsere Wege trennten. Ich habe R., die in einer kleinen Universitätsstadt studierte, später einmal besucht.

    Nach der Rückkehr von der Urlaubsreise mit R. versuchte ich mich im Zeichnen und Malen und und begann, Träume anstatt sie aufzuschreiben, sie in einem Bild wiederzugeben. Irgendwann um die Zeit kaufte ich mir eine Reiseschreibmaschine – als einen der ersten Texte tippte ich auf ihr einen Analysebericht –, auf der ich in den kommenden Jahren nicht nur Träume aufgeschrieben, sondern mich auch an Über- setzungen und an Essays versucht habe. Ich weiss nicht, ob ich Träume von Bildern und Malereien (Wandmalereien u.ä.) schon zu dieser Zeit hatte.

    In dem darauffolgenden Jahr, dem Jahr vier der Analyse, machte ich um Ostern herum wiederum eine Fahrt per Anhalter nach Südfrankreich, zu den Calanques, den fjordähnlichen Buchten zwischen Marseille und Toulon, wo ich bei frühlingshaften Temperaturen mit einem Zeichenblock im Schatten der Kiefern sass und Motive wie kiefernbewachsene Hänge und die Buchten mitsamt Segelbooten zeichnete.

    Wieder zu Hause, malte ich auch Aquarelle; an einige wenige Bilder erinnere ich mich; eines war die schon beschriebene Darstellung des Traums auf dem Boot, ein anderes zeigte eine geöffnete Nuss, eine Wallnuss, bzw. eine Nuss-Schale; ich glaube, es handelte sich ebenfalls um ein Traum-Bild. Bei diesem Bild habe ich, wenn ich mich richtig erinnere, überwiegend die Farben Braun und Violett verwendet. Ich hatte dabei zweifellos eine symbolische Darstellung der Vulva im Sinn; denn ich erinnere mich insbesondere an dieses Bild, weil ich darauf onaniert und das Sperma mit den Farben vermischt habe. Es war wohl als eine symbolische Aussage aufzufassen: Diese Nuss – nämlich mit Frauen sexuellen Verkehr zu haben – habe ich geknackt.