Weitere Träume, die nach und nach auftauchen, könnten in diese Zeit fallen: da sind die Träume, in denen es um Essensgenüsse geht, lange Tische, im Freien aufgestellt wie bei einem Rummel, darauf Teller mit Speisen; an einem Imbisstand, an dem eine Frau hinter der Theke Fleisch- und Wurst-Gerichte anbietet; dann einige (?), in denen es ums Naschen geht: um Früchtekompott, um Pudding, um Eis u.a., Träume, die zweifellos sexuellen Genuss bzw. Appetit ausdrücken, da sie hin und wieder unmittelbar nach dem Sexualverkehr auftraten. Keine Frage, dass diese Träume mir signalisierten, dass ich doch von dem "neuen Leben" profitierte, dass ich "auf den Geschmack" gekommen war und noch mehr erwarten konnte.

    Ein anderer Traum hatte zweifellos inzestuösen Charakter: Ein Mädchen liegt auf einem Bett oder einer Liege, es könnte eine meiner Schwestern sein. Sie ist fast nackt, hat anscheinend nur ihr Höschen, einen "Schlüpfer" an (Slip war damals wohl noch keine mir geläufige Bezeichnung). Ich liege in ihrer Nähe, aber verkehrt herum, so dass wir nur Beinkontakt haben. Das Bein ausgestreckt, versuche ich, sie mit meinem grossen Zeh am Unterleib zu berühren bzw. an ihrem Höschen zu zupfen oder es wegzuziehen. Als ich, es muss einige Jahre zuvor gewesen sein, Musils Mann ohne Eigenschaften gelesen habe, in dem es zu einer inzestuösen Beziehung zwischen den Geschwistern Ulrich und Agathe kommt, war mein Gedanke dazu etwa: Warum nicht? und ich hatte daraufhin Phantasien, wie es wäre, wenn ich mit meiner jüngeren Schwester schlafen würde.

    In einem der darauffolgenden Jahre – etwa im dritten Analyse-Jahr – besuchte ich auf dem Weg in einen Urlaub noch einmal L., die jetzt verheiratet war. Mit dieser letzten Begegnung hoffte ich einen endgültigen Schlusspunkt unter die Beziehung zu setzen, und tatsächlich setzte ich die Reise mit dem Gefühl fort, etwas hinter mir zu lassen. Ein Traumbild, das ich während des Aufenthalts bei ihr in L. hatte – ich sah einen Weg vor mir liegen, der zum Horizont hin durch die Landschaft verlief –, schien mir zu versinnbildlichen, dass der Weg frei für ein Weiterleben war; doch verwies er in die Ferne, in eine vegetative menschenleere Gegend, ins Ungewisse.

    In der Bretagne tat ich mich mit einer jungen Studentin zusammen, R., die ich wiederum in einer Jugendherberge kennengelernt hatte. Wir machten per Anhalter eine Rundreise, die Atlantikküste hinunter bis zu den Pyrenäen, dann die Côte d'Azur entlang nach Norditalien. Unterwegs war daraus auch eine intime Beziehung geworden, wir hatten sexuellen Verkehr im Freien, am Strand, aber auch in einer südfranzösischen Jugendherberge, wo wir uns in einem leerstehenden Nebengebäude einquartierten.