Durch eine Reihe von Vorkommnissen und Umständen schienen die Zweifel, ob in dieser Beziehung noch
eine positive Wendung eintreten würde – denn bisher war ja zwischen uns keine echte Zuneigung,
Wärme, Vertrauen entstanden –, bestätigt zu werden. Es war ein dauernder Schlagabtausch –
so empfand ich es –, ein Fechten, bei dem sie immer mal auf mich zu kam, um sich kurz darauf wieder von mir
zurück- zuziehen. In den Analysestunden nahm das Thema breiten Raum ein, ich war an einem Punkt angelangt,
an dem ich zu dem Schluss kam, dass es keinen Zweck mehr hatte, und wollte die Beziehung beenden; D.A. wirkte
auf mich ein, noch abzuwarten, da er meinte, ich würde aus Enttäuschung zu früh aufgeben.
Allerdings war er der Meinung, dass sich nach einem Jahr doch herausstellen müsste, ob man sich
zusammenrauft oder nicht, und unsere Beziehung zog sich mit ihrem Wechselbad von Annäherungen und
Entfremdungen nun schon über ein Jahr hin.
Ich erinnere mich, wie wir bei verschiedenen Anlässen aneinander vorbei agierten, d.h. von ihrer
Seite kamen für mich unverständliche Verhaltensweisen und Aktionen: so verliess sie mich einmal
– es muss in der Endphase unserer Beziehung gewesen sein – bei einem Waldspaziergang ohne jede
Vorankündigung, ohne dass es einen Anlass dafür, etwa eine Auseinandersetzung, gegeben hätte,
aus einer Laune heraus, indem sie zunächst von mir unbemerkt zurückblieb und sich dann buchstäblich
"in Luft auflöste", d.h. weg war, im Gebüsch verschwunden. Ich fühlte mich von ihr getestet, hatte
den Verdacht, dass sie an meiner Reaktion feststellen wollte, wie gross meine Angst war, sie zu verlieren, um
mich mit der Angst manipulieren zu können. Ich weiss nicht mehr, ob es bei dieser Gelegenheit war, dass
ich mich vorerst nicht mehr bei ihr meldete und abwartete, was passieren würde.
Nach einer weiteren Unterbrechung von mehreren Wochen bringt ein Traum mich wieder "in die Spur"; er brachte
einen anderen Traum aus der Analysezeit in mein Gedächtnis zurück, der von einem Wasserreservoir, einem
hoch oben in den Bergen gelegenen Stausee handelte. Auf diesen früheren Traum aus einer Zeit, in der sich in
einer Phase zunehmender Resignation das nahende Ende der Analyse ankündigte, werde ich noch zurückkommen.
In dem aktuellen Traum war das Reservoir, der Behälter, eine Badewanne, aus der das Wasser, da der Stöpsel nicht eingestöpselt war, als dünnes Rinnsal in den Abfluss floss, mit dem Resultat, dass ich schliesslich buch- stäblich "auf dem Trockenen" war.
In meiner heutigen Lebenssituation und im Hinblick auf mein Alter spielen Gedanken wie dieser, dass mir nur noch ein Rest-Leben bleibt, das mir zudem noch durch die Finger rinnt, eine immer stärkere Rolle; indem ich das Schreiben wieder aufnehme, versuche ich, dieses Entrinnen wenn nicht aufzuhalten, so doch zu verlangsamen.