Ich befinde mich in der Nähe einer Küste, die Landschaft ähnelt der an der französischen Kanalküste, in einiger Entfernung, in vielleicht dreissig oder fünfzig Metern, fällt sie steil zum Meer ab. Es ist dunkel, und das Gelände ist bis zur Kante leicht geneigt, ich stehe oder bewege mich also auf einer schiefen Ebene und komme mit jeder Bewegung der Kante, wo es nicht weitergeht und hinter der das Unbekannte, möglicherweise die Tiefe, das Nichts lauert, näher.

    Da meine Arbeit ins Stocken geraten ist, ich mit meinem eigentlichen Bericht daher zur Zeit nicht weiterkomme, weiche ich auf einen anderen Schauplatz aus, auf dem zeitweise eine Seite meiner Beschäftigung stattfindet, wobei beiden die mit ihr verbun- dene sinnliche Erfahrung gemeinsam ist, die die Rahmenbedingung für dieses Projekt bildet: ich meine das Tippen auf der Tastatur, das wohl auch Erinnerungen an meine frühere Produktivität an der Schreibmaschine wachruft, und darüber hinaus das Webseiten-gerechte Gestalten des Textes im HTML-Code, dessen Aneignung mit einen Anstoss zu diesem Vorhaben gegeben hat und eine wesentliche Voraussetzung für es ist. Vielleicht motiviert es mich, wenn ich hier etwas über diese andere Betätigung einflechte, die mir zur Zeit mehr narzisstische Befriedigung und ein grösseres Erfolgserlebnis verschafft als die Aufarbeitung der Analyseerfahrung, die ja zudem noch von sehr zwiespältigen Gefühlen begleitet ist, da ich mich der Phase der Stagnation, einhergehend mit einer weiteren unbefriedigenden Beziehung, nähere:

    Ich habe mich, um in einem Zustand der geistigen Austrocknung, in dem nichts nachfliessen wollte, irgendetwas zustandezubringen, seit einiger Zeit am Erfinden neuer Limericks, wohl mehr Limerick-ähnlicher Gedichte, versucht und zu meiner bereits bestehenden Sammlung Redewendungen und Wortspiele einen weiteren Zyklus hinzu- gefügt. Der Titel: Geschichtsstunde, ein gereimter Schnellkurs in deutscher Geschichte von der Varus-Schlacht bis zur Weimarer Republik in fünfundzwanzig Strophen, von denen ich hier zwei wiedergebe:

Tausend Jahr' lang rief Germania, mal lauter und mal leiser:
Glücklich würde ich mich schätzen, hätten wir doch einen Kaiser!
Da kam Otto, der Grosse er ward genannt,
ein Zepter und den Reichsapfel in seiner Hand.
Doch so sehr sein Bart ihn zierte, er wurde doch kein Weiser.

Der Kaiser weg für immer, wir woll'n ihn auch nicht wiederhaben,
doch die Republik, die ungeliebte, möchten viele gleich begraben.
Inflation und Putsche erschüttern das Land,
die Republik am Ende, mit dem Rücken zur Wand;
ihre Feinde, in blindem Hass vereint, den Todesstoss ihr gaben!