Für meine damalige Situation, in der sich, abhängig von der Erlangung des Diploms, meine weitere Zukunft an dem Institut entschied, brachte die Beziehung zu K. eine bedeutende Bestärkung, einen Schub, der mir sicherlich mit dazu verholfen hat – doppelter Schub, die Kombination von Analyse und Frau! –, mit einer mir bis dahin unbekannten Gelassenheit (so erscheint es mir heute in der Erinnerung) zunächst in die Prüfungen zu gehen und sie dann ziemlich schnell "abzuhaken". Allerdings ist es keineswegs so gewesen, dass ich von K. direkten Zuspruch oder ermutigende Unter- stützung bekommen hätte. Sie hat mir später einmal gestanden, dass sie zu der Zeit, was ihr Verständnis für meine Situation betraf, mit einer so eingeengten Wahrnehmung gelebt hat, dass sie die existenzielle Bedeutung, die die Erlangung des Diploms für mich hatte, gar nicht erfasst hätte.

    Ein typischer Traum, der mit einem ähnlichen Bild wie in dem Zugfahrts-Traum meine Sichtweise auf das Geschehen in der Analyse wiedergab: Ich fahre in einem grösseren Fahrzeug, offenbar ein LKW, mit, sitze als Beifahrer in der Fahrerkabine neben dem Fahrer. Ich bin es also nach wie vor nicht selbst, sondern es ist Er, D.A., der das Fahrzeug steuert und den Motor am Laufen hält; auf die beiden Realitätsstränge bezogen, die mein damaliges Leben bestimmten, die Arbeit im Institut und die Bezie- hung zu K., war es meinem inneren Gefühl nach er, nicht ich, der die Fortschritte auf den beiden "Schauplätzen" zuwege gebracht hat – oder: ich übernahm auch nicht die Verantwortung für das, was dabei herauskam.

    Ein Traum, der auf andere Weise die Frage stellt "Wer oder was bin ich?":

  Ich befinde mich in einem fremden Land, vielleicht in Südamerika und fahre in einem Bus über Land. Wir nähern uns einer Grenze, an der unsere Identität kontrolliert werden soll, wir also unsere Ausweise bzw. Pässe vorzeigen sollen. Ich bin unsicher, ob ich gültige Papiere habe, die den Anforderungen genügen, und laufe unruhig den Gang entlang, nach vorn zum Fahrer/Analytiker?

    Wenn ich unterstelle, dass ich mit meiner zeitlichen Einordnung dieses sowie weiterer ähnlicher Träume, in denen es um Zugangskontrolle, Identitätsnachweis, Vor- zeigen eines Ausweises usw. ging, nicht daneben liege, so scheinen sie sich um eine grundsätzliche Ausgrenzung, ein Fremdheitsgefühl, zu drehen: ich soll einen Raum, ein Terrain, betreten, wo ich nicht hinzugehören scheine, für das ich daher auch keine Zugehörigkeit entwickeln kann; in psychoanalytischer Begrifflichkeit: ich kann es nicht narzisstisch besetzen – oder, im Umkehrschluss (falls das einen Sinn ergibt), ich kann nicht mich selbst als Teil von ihm narzisstisch besetzen lassen (etwa im Sinn des Bionschen Container/Contained-Modells).

    An dieser Stelle fällt mir das von von mir schon früher erwähnte, von D.A. verwandte Bild zur Beschreibung der Leere nach einem Objektverlust wieder ein, einer Orange, deren Schale in Streifen geschnitten ist, die sich vom Fruchtfleisch weg nach unten herumbiegen.