Anfang 1979, ich war 37, es war das Jahr meiner Diplom-Prüfungen – insgesamt nur drei, die
letzte, in Experimental-Physik, in der der Professor, der die Prüfung abhielt, meine Diplom-Arbeit kritisch
unter die Lupe nahm und darin einen Fehler entdeckte, fand Mitte Juli statt –, hatte ich wieder eine Frau
kennengelernt, die Beziehung, die sich daraus entwickelte, stellte in dieser entscheidenden Zeit vor und vor
allem auch nach geschafftem Diplom, als über meine Zukunft entschieden wurde, einen wichtigen Bezugspunkt
dar. Karin war alleinerziehende Mutter, vier Jahre jünger als ich, ihr Sohn Jan zu der Zeit etwa zehn. Sie
war geschieden und, wie sie gleich zu Beginn zu verstehen gab, gegen dauerhafte Beziehungen eingestellt. Dies in
Betracht gezogen war es doch als Erfolg anzusehen, dass sich – mit der Analyse im Rücken, denn D.A.
hatte natürlich wie schon in der vorhergehenden Beziehung mit S. einen Einfluss darauf, wie ich mich an
entscheidenden Punkten verhielt – eine Beziehung entwickelte, die K. am Anfang gar nicht wollte, die dann
aber über etwa drei Jahre von mir aufrechterhalten werden konnte.
Wieder stellte sich nach der von meinen vorangegangenen Erfahrungen mit Frauen her altbekannte Zwiespalt
ein: Auf der einen Seite hatte ich mir wieder die Falsche ausgesucht (zur Erinnerung das
frühere Statement D.A.s, dass für mich jede Frau "nicht die Richtige" war), und mein Gefühl,
zu kurz gekommen zu sein, das Gefühl, nur die Unzulänglichkeit von Beziehungen,
nie aber eine wirkliche Liebesbeziehung kennen- gelernt zu haben (ich kann heute nicht mehr sagen, inwieweit ich
auch meine erste Beziehung zu Lilly da mit einbezog, die doch genau die richtige gewesen war, um erste sexuelle
Erfahrungen zu machen), schien ja durch die Rolle, die sie in der Zeit unseres Zusammenseins spielte bzw. nicht spielte, bestätigt zu werden. Als Fazit habe ich für mich die erklärende Formel
gefunden, dass es meiner psychischen Disposition (die mich ja auch "reif für die Couch" werden liess)
geschuldet ist, dass ich mich – Stichwort Neurotische Partnerwahl – vorzugsweise
solchen Frauen nähern, die mir erreichbar erschienen; die sich aufgrund psychischer Problematik – wobei
nach meinen Erfah- rungen mit K. ihre Beziehung zur Mutter eine wesentliche Rolle zu spielen schien – nicht
dauerhaft in eine Beziehung zu Männern einlassen konnten. Jahre später kam noch eine weitere
Unmögliche Beziehung zu einer Frau, die ich im Umfeld von "Psychiatriebetroffenen" kennengelernt
hatte, hinzu, eine Erfahrung, die geeignet war, mich in meinen Vorbehalten zu bestärken.
D.A. bestärkte mich also in dem andererseits, das etwa lautete: Nun sind Sie einmal
an diese Frau geraten, es ist die einzige Gelegenheit, die sich Ihnen im Moment bietet, machen Sie das Beste
daraus, begreifen Sie es als Ihre Chance! Auf der Tages- ordnung stand ja, gemäss seiner – sei es
ausgesprochenen oder stillschweigenden – Vorgabe, um mein Ressentiment anzugehen,
"die Frauen kennenzulernen", und das konnte nur durch eine neue Beziehung geschehen. Vereinfacht gesagt: Die
Hauptsache war, dass auf diesem Gebiet kein Stillstand eintrat, dass durch eine Frau wieder neue Hoffnung in
mir geweckt bzw. die mit dem Verlauf der Analyse einhergehende Hoffnung am Leben erhalten wurde.