An dieser Stelle geht meine andere Logik, die der Unbestimmtheit bzw. der Unein- deutigkeit,
dazwischen: obige Deutungen auf der Grundlage einer angenommenen Verbindung zwischen der Vegetations-Symbolik
– Träume von Dschungel-Dickicht, Sumpfpflanzen- oder Schlingpflanzen-Gestrüpp, dann wiederum von
einer sandigen Dürrelandschaft – und dem Weiblichen, sind sie zu kurzschlüssig?
Auch bewegte ich mich mal in einer ländlichen Gegend mit Weiden und Büschen, dann wiederum war das Land
von einer dünnen Schneedecke überzogen – Träume, die ich auch als
Selbstzustands-Träume bezeichne, als Ausdruck einer vegetativen Befind- lichkeit, sei es Austrocknung oder
ein Tonus-Abfall, ein Frösteln: wie plausibel ist es, einen Zusammenhang zwischen dem Vegetativen und der von
Frauen erfahrenen Zurückweisung herzusellen, oder allgemeiner, von der Annahme einer solchen von Erfahrungen
der emotionalen Entbehrung geprägten Beziehung zum Mütterlich-Weib- lichen auszugehen? Wie ich meine, ein
Zusammenhang, der auch in dem Befund von D.A., bei mir seien Soma und Psyche zusammengewachsen,
zum Ausdruck kommt.
Gehe ich noch weiter zurück, zum erwähnten ersten Traum in der Analyse bei F.R.: die Raubkatze,
die mich in einer Dschungel-artigen Landschaft verfolgt, damals im Sinne Freuds sexualisierend
gedeutet als Angst vor der Vagina mit den Zähnen. Einerseits ist die Verbindung gegeben
zwischen dem Symbol des Dschungels und der angstmachenden völlig neuen Analyse-Situation, der Konfrontation
mit einer unbe- kannten Frau; zieht man allerdings das Wirken der Übertragung in Betracht,
dann ist es ja wohl das Anstossen einer frühen Erinnerung an die Mutter, an eine unberechen- bare,
furchteinflössende Seite an ihr, die sich in ihrem Bösesein äussert und die Angst erzeugt. Allerdings
überzeugt mich die "Vagina mit den Zähnen"-Deutung (ich bin mir nicht sicher: geht
sie auf Freud selbst zurück?) nicht mehr; heute erkenne ich in dem Raubtier mit dem furchterregenden
Gebiss eher eine in es hineinprojizierte eigene Aggressivität.
Illusionslos musste ich K.s Verweigerungshaltung so deuten, dass hinter ihr eine Absicht bestand, nämlich
mich auf einen Punkt zuzutreiben, an dem ich die Konse- quenzen zog und die Trennung vollzog, wozu sie selbst
offenbar nicht in der Lage war; so lange aber die Dinge in der Schwebe zu halten und eine weitgehend einseitige
Beziehung, an der ich noch hinge, solange ich noch nicht loslassen könnte, unter diesen veränderten
Bedingungen noch eine Weile weiterlaufen zu lassen.
Über mehrere Wochen wurde in den Analysestunden immer wieder zwischen mir und D.A. diskutiert, ob und
wie lange ich die Beziehung mit K. noch fortführen sollte bzw. wann der Zeitpunkt gekommen war, sie zu
beenden; nur eines stand fest, dass die Entscheidung bis nach ihrem Examen aufgeschoben werden sollte.