Seitdem sind mehrere Jahre vergangen, und ich will versuchen, das Bisherige mit einigen Träumen zu ergänzen und damit einige Lücken zu schliessen und so das Projekt wenigstens bruchstückhaft zu Ende zu bringen. Es geht vor allem um eine Reihe von Träumen, die ich noch nicht berichtet habe, die ich nicht mehr chronologisch einordnen kann; einige gehören vermutlich noch in eine frühere Phase der Zuversicht, zwei oder drei hingegen kann ich ziemlich sicher einer späten Phase zuordnen.

    Da ich für den Fortgang der Analyse und insbesondere der weiteren Träume keine Chronologie mehr einhalten kann, werde ich es mit einer Einteilung in Kategorien versuchen. Da sind mehrere Träume, in denen ähnlich wie in dem oben beschriebenen von der vergoldeten Turbopumpe die Vergoldung eine Rolle spielt, sowie die Sonnen-Träume, die ich als narzisstische Symbole des Selbst-Ideals interpretiere – Sonne und Gold stehen als Symbole offenbar miteinander in enger Beziehung, man denke an die ganz in Gold ausgeführten Darstellungen des Sonnengottes beispielsweise in antiken Tempeln.

  Ein markanter Traum, in dem die Sonne präsent ist, ohne selbst sichtbar zu sein, scheint in eine Phase grosser innerer Verunsicherung und eines Orien- tierungsverlusts einzuordnen zu sein; ich habe ihn übrigens soweit ich mich erinnere, in der Stunde nicht erzählt: Ich schwebe im schwerelosen Raum zwischen der Erde und der Sonne (oder dem Mond) an einem Punkt, an dem sich ihre Schwerkräfte aufheben, anscheinend bin ich gerade noch durch die Gravitation an die Erde gebunden.

    Dieser Traum schien mir damals, als ich mir die beunruhigende Frage stellte, ob ich vielleicht psychotisch werden könnte und sich nicht mit ihm ein psychotischer Absturz ankündigte – ich kann heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, wie weit mir bei diesen Befürchtungen die Wahnvorstellungen Schrebers im Kopf herumschwirrten – die Antwort zu geben, eine Antwort, die buchstäblich aus der Tiefe des Weltraums zu kommen schien: Nein, du bist nicht psychotisch! Dafür bzw. dagegen sprach, dass ich mich noch im Schwerefeld der Erde befand, somit von ihm gehalten wurde, und nicht in der Gefahr zu sein schien, entweder von der Sonne angezogen zu werden, gleich Ikarus ihr zu nahe zu kommen, oder von ihr angezogen zu werden, gar hineinzustürzen – denn der Flug des Ikarus in Richtung der Sonne, lässt er sich nicht auch als narzisstischer Wunsch deuten, mit ihr zu verschmelzen –, oder mich, wie Schreber in seinen psychotischen Visionen, in der Weite des Weltraums, dem Nichts, in der Umnachtung zu verlieren.

    Ein weiterer Traum-Typ, von dem es eine Reihe gab, war jener, in dem ich Flugzeuge am Himmel beobachtete. Ich erinnere mich undeutlich, dass in einigen von ihnen Abstürze vorkamen – also eine Variante des Ikarus-Motivs –; einmal verschwand eines hinter Bäumen oder Gebäuden, oder ein Flugzeug explodierte oder zerbrach in der Luft. Das muss in der Zeit gewesen sein, als die Desillusionierung mehr und mehr von mir Besitz ergriff, nachdem immer klarer wurde, dass mein hochfliegendes Ziel, nämlich auch noch den Doktor zu machen, nicht zu verwirklichen war.