Wenn ich mit meiner Einordnung bzw. Interpretation der Träume richtig liege, dann sind sie Ausdruck eines Aspektes des Narzissmus und der Selbst-Idealisierung. In diesen Zusammenhang würde ich auch eine Serie von Träumen stellen, die, sicherlich über einen längeren Zeitraum, vielleicht über Jahre verteilt, sporadisch auftraten. Es sind solche, die von Stuhlgang, Kot, Kacke handelten und die bezeichnenderweise wieder in meiner Erinnerung auftauchten, nachdem ich mich mit der Beziehung zwischen Gold-Symbolik und Idealisierung befasst habe. Dieser Umstand legt nahe, dass auch im Psychischen ein Zusammenhang zwischen den beiden "Stoffen", Gold und Kot, besteht – in der Freud'schen Psychoanalyse wäre er wohl, gemäss der bekannten Schematisierung der kindlichen Entwicklung in oral – anal – phallisch, der analen Phase zuzuordnen –, wobei ich ihre Bedeutung vor allem in der komplemen- tären Funktion sehe: die Ausscheidung des "schlechten" Stoffs bedingt eine Reinigung des Selbst, so wie es der Sinn von Reinigungs-Zeremoniellen oder auch von Methoden, die zum sogenannten "Entschlacken" angepriesen werden, zu sein scheint, ein ideales Selbst herzustellen bzw. ihm näherzukommen.

    Ich arbeitete an einem Projekt, zu dem der Arbeitsgruppenleiter die Anregung gegeben hatte; ich hatte dazu zunächst freie Hand bekommen, man liess mich gewäh- ren und wartete ab, ob ich etwas daraus machen konnte. Es handelte sich um einem Versuchsaufbau mit einem Vakuum-Pumpstand, für den ich u.a. Teile, Komponenten aus Edelstahl, selbst anfertigte. Dabei perfektionierte ich meine kleinmechanischen Fertigkeiten: ich ging in der Werkstatt ein und aus, feilte, fräste und bearbeitete kleine Teile an der Drehbank, wobei ich mich allerdings verzettelte und am Ende kein klares Ziel mehr vor Augen sah. Eine Reihe von Missgeschicken, die schon erwähnte ruinierte Vakuum-Pumpe, ein von mir "kaputtreparierter" Schreiber u.a. – zweifellos Fehlleistun- gen aus zunehmender Verunsicherung, Anzeichen der voranschreitenden Resignation – hatten mir einmal die Bezeichnung "Katastrophen-Physiker" eingebracht. Als absehbar wurde, dass bei meinen Tüfteleien nichts herauskam, wollte man mich loswerden.

    Doch bevor ich schliesslich "in die Wüste geschickt" wurde, sprich: meinen Schreib- tisch räumen, Ausweis und Schlüssel abgeben musste, hatte ich noch ein mehrseitiges Exposé über mein Experiment verfasst und in einem Akt der Verzweiflung, zu dem, wenn meine Erinnerung mich nicht täuscht, D.A. mich ermutigt hatte, dem Leiter des Instituts zugeleitet. Von meinem Arbeitsgruppenleiter wurde mir hinterbracht, dass er mich ihm gegenüber als "Sozialfall" bezeichnet hat; dem kann ich – aus heutiger Sicht – nicht widersprechen. Dank der Psychoanalyse hatte ich es aber immerhin geschafft, mich acht Jahre in diesem "Haifischbecken" zu halten.