Während der Endphase am Institut, nachdem ich mich dort um eine befristete Stelle beworben hatte, und auch noch in dem Jahr darauf, unternahm ich, getrieben von dem Verlangen nach Bedeutung und als Versuch, den Erfolg herbeizuzwingen, mehrere Anstrengungen, an anderen Universitäten mit Professoren Kontakt aufzunehmen, fuhr zu ihnen nach Bremen und, auf dem Weg in den Urlaub, nach Mainz, und telefonierte sogar einmal mit dem CERN in Genf, genaugesagt mit einem Professor, der sich gerade dort aufhielt.

    Ein Bild ist mir aus der Analysezeit im Gedächtnis haften geblieben. Ich hatte es in einer psychoanalytischen Abhandlung gefunden. Der Autor sprach darin von einem Analysanden, den er mit einer Uhr verglich, die nur so lange geht, wie sie von einer fremden Hand aufgezogen wird, und die stehen bleibt, sobald diese äussere Einwirkung ausbleibt. Wenn also eine erfolgreiche Analyse sich daran misst, dass man nach Beendigung der Analyse, die für eine gewisse Zeit die Funktion des Antriebs über- nommen hatte, aus eigenem Antrieb und mit neugewonnener Energie das Leben weiterführt, dann entsprach ich wohl eher dem Uhrwerk, das stehenbleibt, anstatt selbsttätig weiterzulaufen. Ich hatte ja im Vorangegangenen bereits beschrieben, wie im Verlauf der Analyse die Resignation Besitz von mir ergriff, sprich mein "Uhrwerk" nach und nach stehenblieb, was sich unter anderem als das von mir erwähnte Verstummen in den Analysestunden äusserte.

    Der schon erwähnte Traum von dem Stausee, dessen Wasser sich ins Tal ergiesst, fällt in die letzte Analyse-Phase. D.A.s Reaktion zielte, wenn ich mich recht entsinne, darauf ab, was mit dem Wasser passierte, ob es irgendetwas bewirkte. Nein, es war einfach weg. Ich weiss nicht, ob er in diesem Zusammenhang von "zurückgehaltenem Weinen" sprach. Das würde eine Deutung im Sinn von M.Klein, als einen Ausfluss der "depressiven Phase" nahelegen; der Traum beschriebe dann einen Dammbruch, durch den den Tränen, die in einem resignativen Verstummen versiegt waren, freier Lauf gelassen wird.

    In einem einige Jahre später geträumten Traum – einem von einer ganzen Reihe mit ähnlichem Szenario, einer langsam ansteigenden Flut – scheint eine Antwort darauf gegeben zu werden, was das Wasser ausrichten kann: es kann die Landschaft unter Wasser setzen. Dieser Traum lässt sich mit ziemlicher Sicherheit einer Zustand vegetativer Entleerung mit dem Dreiklang Erkältung-Bronchitis-Tonusverlust zuorden: Ich befinde mich auf einem freien Feld, einem frisch bestelltem Acker mit brauner Erde, und es spriessen Halme von Gras oder einem anderen Gewächs aus dem Boden. Dann dringt langsam Wasser auf das Feld vor, es bedeckt zunächst nur den Boden, steigt dann immer weiter an, ist anscheinend nicht bzw. nur durch Aufwachen zu stoppen.