Im Jahr darauf, 1977, – meine Erwartungen an das Leben hatten dadurch Auftrieb erhalten, dass ich noch einmal eine Chance bekam, mein Physik-Studium wieder- aufzunehmen – unternahm ich einen neuen Anlauf zu einem Auto-Kauf. Diesmal sollte es, entsprechend meinen gewachsenen Ansprüchen, ein grösseres Fahrzeug sein, ein Transporter nur für Camping-Urlaube: ich besichtigte einen Ford Transit, machte mit ihm auch eine Probefahrt. Doch bekam ich Zweifel, das Ganze erschien mir dann doch eine Nummer zu gross; dazu passend erschien mir der Wagen auch als zu teuer (ich war im Grunde auf ein Schnäppchen aus), und so kam es zu keinem Kauf. Der Wagen, den ich mir – nach dem Käfer – schliesslich kaufte, ein VW-Variant, war sicherlich sein Geld nicht wert: ich hatte mich von dem Verkäufer, einem Angestellten in einer Behörde, von dessen scheinbarer Seriosität ich mich hatte blenden lassen, über den Tisch ziehen lassen, bezahlte 1800 D-Mark für einen Wagen, der nur noch ein Jahr TÜV hatte. Ich hatte mich gutgläubig, da nur halb bei der Sache und einzig von dem Wunsch beherrscht, "es hinter mich zu bringen", auf seine Angabe, dass er noch zwei Jahre TÜV hätte, verlassen, ohne selbst einen Blick auf die Plakette zu werfen.

  Ich hatte schon früher, bezüglich einer Bildbetrachtung im Deutsch-Unter- richt, über mein Problem mit dem Hinsehen gesprochen; in einer Stress- Situation wie der geschilderten, abgelenkt durch dumpfe Ahnungen, zudem absorbiert von den vegetativen Vorgängen in meinem Innern, dem Absacken des Tonus, begleitet von einer geistigen Entleerung verweigert sich mein Blick einer Realitätsprüfung, übersieht die Fakten, die wichtigen Details.

    Ich schildere meine Erfahrungen beim Autokauf aus dem Grund in dieser Aus- führlichkeit, um an diesem Beispiel – stellvertretend für andere – aufzuzeigen, dass ich hier an meine Grenzen stiess, um deutlich zu machen, weshalb ich bei Aktivitäten dieser Art ein Gefühl der Überforderung hatte – es überstieg meine Möglichkeiten, da mir offenbar eine notwendige Eigenschaft, sei es Wachheit oder Geistesgegenwart, fehlte –; ein Gefühl eines grundlegenden Mangels, eines Unvermögens, als das mir wohl dieser unbefriedigende Autokauf in all seinen Einzelheitens – übrigens im Gegensatz zum Kauf des ersten Wagens, des VW-Käfers, an den ich keinerlei Erinnerung mehr habe – im Gedächtnis geblieben ist. Zudem spielte er sich vor dem Hintergrund eines Konkur- renzverhältnisses mit dem Analytiker ab, dem ich es gleichtun wollte: er besass die Fähigkeiten, die mir abgingen, er hatte es mir vorgemacht, wie man günstig zu einem Gebrauchtwagen kommt. Was den von mir zuletzt gefahrenen Wagen, den VW-Variant, betrifft: auch ihn musste ich, als der TÜV abgelaufen war, verschrotten. Seitdem habe ich nie wieder ein eigenes Auto besessen.