Fernsehen vielleicht ausgenommen, das ich, seitdem ich nach vielen Jahren der Abstinenz erst mit etwa fünfzig, entsprechend technisch, zunächst mit Satelliten- empfänger, später mit Computer, ausgestattet war, dann umso exzessiver betrieb; was, wenn von den Inhalten, den Betätigungen (für einige Jahre war es das Aufnehmen von Klassischer Musik und Brennen auf CDs, insgesamt über dreihundert, was mich zeitweise ausfüllte), die mich innerlich am Leben halten und das bewirken, was Freud mit der Formulierung Vor-sich-hin-projizieren des Narzissmus beschrieben hat, der Glanz abfällt, die Wirkung der Illusion (in der Zeit meiner Labor-Tätigkeit wurde einmal in einem Traum das Ideal, das narzisstisch besetzte Objekt, durch eine vergoldete Turbo-Vakuumpumpe symbolisiert) schwindet und den Antriebsverlust nach sich zieht?

    Für meine schreibende Betätigung bedeutet es gewöhnlich, dass sie "daniederliegt", so wie mein Selbst am Boden liegt, bis es sich wieder mit Inhalt füllt, neue Ideen in das Bewusstsein "hineinschiessen" (ein Ausdruck, den Dr.A. einmal verwendet hat), so beispielsweise die Idee zu einem neuen Limerick. Eher selten geworden sind damit einhergehende Extrem-Zustände der Selbst-Entwertung (Dr.A.: "Sie knüppeln sich selber nieder!"), in denen ich pauschal alles, was ich produziert habe, als abseitig, als unsinniges Zeug halte und meine Gedanken darum kreisen, alles oder Teile davon zu vernichten bzw. die betreffenden Dateien zu löschen.

    Diesem Zustand der De-Kompensation mit der paradoxen Dynamik, dass mein Idealisiertes Objekt sich in ein Gegenteil verkehrt und sich gegen mich wendet, glaube ich einen bestimmten wiederkehrenden Traum-Typ zuordnen zu können:

  Ich bin "auf Reisen", habe eine Reisetasche, einen Koffer oder einen Rucksack dabei. Die Szene verwandelt sich, wird unübersichtlich, was dazu führt, dass ich die Tasche, den Koffer, aus den Augen und somit die Kontrolle darüber verliere. Wenn ich sie, etwa in einem Hotel, einer Jugendherberge, wiederfinde, stelle ich fest, dass ein grosser Teil des Inhalts weg ist, dass vor allem die Wertsachen, Geld und Ausweis, Nachweis meiner Identität (in einer psychoanalytischen Betrachtungsweise Symbole der narzisstischen Selbst-Besetzung, in einer anderen für die Inneren Objekte stehend) fehlen.
  Oder ich befinde mich in einer Wohnung oder einer sonstigen Behausung (meinem Container) und stelle fest, dass der Eingang nicht verschlossen ist bzw. sich nicht abschliessen lässt, so dass ich keine Kontrolle darüber habe, wer ein und aus geht. Träume dieses Typs, mit Behältern, Reisetaschen, Kartons usw. bekamen meine besondere Aufmerksamkeit, als ich die Be- kanntschaft mit dem Container/Contained-Konzept Wilfred Bions (in seiner Abhandlung Learning from Experience) machte.

    Verlust der Kontrolle bedeutet Selbst-Verlust – Verlust der positiven Selbst- Besetzung; dadurch werden die gegen das eigene Selbst gerichteten destruktiven Ten- denzen gestärkt, im Traum präsent als die unsichtbaren Verfolger, die mich ausrauben und sich meine Inhalte, meine Werte, aneignen. Das Paradox: bei ihnen handelt es sich ebenfalls um intrapsychische Kräfte; die selbsterhaltenden und die das Selbst bedrohen- den Tendenzen liegen nicht nur eng beieinander, sie bedingen sich gegenseitig.