Eine ähnliche Situation wie die geschilderte, motiviert von Ressentiment und Zurückweisungs-Verhalten, trug sich ein paar Jahre später zu, nachdem ich die Diplom- prüfung bestanden hatte: Kurze Zeit darauf begegnete ich auf dem Institutsgelände dem Professor, der als Gutachter meiner Diplomarbeit fungiert hatte, ohne dass wir allerdings häufigeren Kontakt gehabt hatten. Ich ging an ihm vorbei, ohne ihn zu grüssen, als ob wir uns nicht kennen würden. Mit einem Blick aus dem Augenwinkel bemerkte ich aber doch, dass er etwas verwundert, irritiert zu mir herüber schaute. Hier bezog sich die Zurückweisung auf ein potentielles Gefühl der Verpflichtung, dass ich ihm soetwas wie Ehrerbietung schuldete. Die von mir an den Tag gelegte Verschlossenheit drückte aber auch dies aus: Glaubt nicht (ja wer? das Schicksal, der liebe Gott?), dass mit diesem Erfolg, da ich mein Diplom, wenn auch spät, doch noch bekommen habe, nun alles gut ist, dass dies ausreicht, um meinen Groll zu besänftigen.

    Um zur Interims-Zeit nach der Analyse bei Dr.R. zurückzugehen: bei aller Orientierungslosigkeit, in der ich die wenigen Beziehungen, u.a. zu ehemaligen Studien- kollegen, die teilweise über Jahre bestanden hatten, weitgehend, wenn auch nicht ganz vollständig (vor einer totalen Selbst-Isolierung hatte ich wohl doch eine zu grosse Angst) aufgegeben hatte, suchte ich einige Male Anschluss in diversen Gruppen, den damals aus dem Boden schiessenden Selbsterfahrungs-Gruppen. Ich verliess sie meist wieder mit dem Gefühl, fehl am Platz zu sein, da mir das Vertrauen fehlte, um mich in ihnen zu öffnen. Es war sicherlich die nachwirkende Erfahrung der Psychoanalyse, die nach wie vor für mich der Massstab war und für die ich einen Ersatz suchte; da diese Gruppen jedoch das nicht sein konnten, erlebte ich sie als Enttäuschungen, die letztlich in einer zunehmenden Desillusionierung mündeten.

    In einer dieser Gruppen fiel mir – ich war damals etwas über dreissig – eine mehrere Jahre jüngere Frau auf, die ich wegen ihrer anziehenden Erscheinung sehr sympathisch fand, bis zu dem Punkt, als in einer Sitzung ihre Drogenabhängigkeit zur Sprache kam. Es traf mich recht unangenehm, und meine erste Reaktion war ablehnend; mit dieser Problematik wollte ich nichts zu tun haben. Das trug wohl mit dazu bei, dass ich mich in dieser Gruppe fehl am Platz fühlte und sehr bald die Teilnahme beendet habe. Nachdem ich allerdings C. näher kennengelernt hatte, bin ich, wohl um aus meiner Isolation herauszukommen, mit ihr und ihrer Clique weiter in Kontakt geblieben, bis er schliesslich auf tragische Weise durch ihren Tod beendet wurde.